Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 18)
Für welche Völker oder Stämme wurde die große Münzserie von Imitationen constantinischer Zeit geprägt, die im Donauraum gefunden werden? Für Goten, Sarmaten, Alanen? Ist noch keltischer oder thrako-getischer Einfluss zu spüren? Sind die spätesten Stücke vielleicht schon hunnisch? Die meisten der hier vorgelegten Stücke sind in jenen Gebieten rechts der Donau (Bulgarien) gefunden, die zur Zeit der Prägung noch unter römischer Verwaltung standen. Aber das heißt nicht viel. In das Donaugebiet drangen immer neue Stämme ein, wurden aufgenommen, vermischten sich mit der Vorbevölkerung, übernahmen deren Kultur und brachten Neues. Vielleicht haben wir hier einfach Geld vor uns, mit dem lange Zeit hindurch man auf den Märkten einkaufen konnte?
Andreas Alföldi wollte in seinem Aufsatz „Materialien zur Klassifizierung der gleichzeitigen Nachahmungen von römischen Münzen aus Ungarn und den Nachbarländern“ in Numismatikai Közlöny 25, 1926, 37ff, eine „erste Grundlage für die weitere Sammlung und Sichtung des Materials schaffen“ und hat dafür 233 Stücke abgebildet. Er hat damals die Frage gestellt, ob die Münzen durch „eine einzige groß angelegte Fälscherbande in Verkehr gebracht worden seien“. Maria R.-Alföldi meint in ihrer „Antiken Numismatik“ von 1978 „gewisse im Format regelmäßigen, aber mit Buchstabenimitationen ausgestatteten Nachahmungen mittelkonstantinischer Folles im Gebiet der unteren Donau“ „bleiben vorerst problematisch“ (S. 204). Zu Beginn könnten Arbeiter der großen Münzstätte Siscia bei der Prägung mitgewirkt haben. Später waren, wie der fremdartige Stil zeigt, offenbar Leute (Sklaven?) unterschiedlicher Herkunft am Werk, wahrscheinlich in mehr als einer Werkstätte innerhalb ode…