Autor: Univ.-Lekt.Lic.Dr.Dr Günther E. Thüry
Der metallene Spiegel – Aus der Geschichte der antiken Numismatik (Teil 23)
Man sollte meinen, dass die Zeitgenossen so unruhiger, so umstürzender Jahre wie derer nach 1800 wenig Sinn und Ruhe für die Beschäftigung mit antiker Numismatik gehabt hätten. Aber das wäre ein Irrtum. In Paris nahmen sich zum Beispiel die Medailleure Napoleons die Produkte der antiken Stempelschneider zum Vorbild; in München studierte der bayerische Kronprinz, der spätere König Ludwig I., oft stundenlang Lade für Lade die griechischen Münzen der dortigen Sammlung und veranlasste neue Ankäufe; und in Wien hatte Kaiser Franz ein Einsehen mit einer Eingabe des Direktors am Münzkabinett, des Eckhel-Nachfolgers Abbé Neumann: er sei doch nun schon 65 Jahre alt, gehöre „folglich schon selbst zu den Antiken“, und der Monarch möge daher auch zwei jungen Kollegen (Anton von Steinbüchel und Joseph von Arneth) eine Anstellung geben.
In Deutschland und in Italien wurden in diesen Jahren sogar die beiden ersten numismatischen Fachzeitschriften gegründet, die freilich beide nur ein kurzes Leben haben sollten (die deutsche Zeitschrift hieß „Annalen der gesammten Numismatik“ und erschien von 1804 bis 1806; und die italienische – mit dem Titel „Giornale numismatico“ – bestand von 1808 bis 1812).
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