Autor: Univ.-Lekt.Lic.Dr.Dr Günther E. Thüry
Der metallene Spiegel – Aus der Geschichte der antiken Numismatik (Teil 3)
Der römische Satiriker Iuvenal fasst seine Lebenserfahrung in den berechtigten Satz: „Es ist schwer, keine Satire zu schreiben“ (Iuvenal 1, 30). Der passionierte Historiker hat ein ähnliches Problem. Für ihn ist es manchmal schwer, keinen Roman zu schreiben. Die Dinge der Vergangenheit haben längst für ihn (auch wenn er so vieles nicht weiß) so viel Gestalt angenommen, dass er sich manches vorstellen kann, was ihm seine nüchterne Wissenschaft zu schreiben verbietet. Wenn etwa in einem wissenschaftlich gemeinten Buch über Cyriacus von Ancona (wir sprachen über ihn in der Novembernummer) der Held des Werkes auf einem herbstlichen Hafenkai des Jahres 1421 unterwegs ist, begleitet vom Ächzen der Lastkräne, Gewürz- und Wachshändler grüßend, und wenn wir dort von Matrosen hören, die das Deck der Schiffe scheuern und deren Singen und Fluchen sich mit dem Schrei der Möwen vermischt, dann liest sich das zwar hübsch. Aber Geschichte ist nicht Hollywood.
Der Historiker darf historische Persönlichkeiten nur dann Gewürz- und Wachshändler grüßen lassen, wenn ihm die Quellen das überliefern. Seine persönlichen Visionen muss er zu beherrschen versuchen.
Der metallene Spiegel – Aus der Geschichte der antiken Numismatik (Teil 3)…