Autor: Alexander Glück
Der Münzbecher der Pfarrer Werckmeister
Das frühe 18. Jahrhundert war eine ganz andere Zeit, die Politik wurde von Fürsten gemacht, die Menschen waren vom Frieden abhängig und von guter Ernte. Johann Sebastian Bach komponierte seine Stücke, Prinz Eugen ließ außerhalb von Wien sein Schloß Belvedere bauen, Bücher wurden noch mit der Hand gesetzt und zum Reisen bestieg man die Postkutsche, sofern man sich das leisten konnte. Kunsthandwerklich stand diese Zeit weit über der Gegenwart. Münzbecher, die zuerst Anfang des 16. Jahrhunderts auftauchten, sind dafür beredte Beispiele: In ihnen wurden außer Kurs gesetzte Geldstücke als dekorative Zeugen der Vergangenheit nachverwertet, indem man Löcher in die Becherwand schnitt und sie dort einlötete.
Der Hauptgrund dafür lag wohl in der immensen dekorativen Wirkung, die von dieser handwerklich oft überaus anspruchsvollen Kombination ausging. Die Gleichmäßigkeit einer mit Münzen überzogenen Becherwandung wirkt schon für sich; das Wechselspiel, das die Münzbilder mit den dazwischenliegenden, oft ornamental gravierten Freiflächen eingehen, gibt eine Vorstellung vom gestalterischen Geschmack und den Ordnungsprinzipien jener Zeit.
Der Münzbecher der Pfarrer Werckmeister…