Autor: Alexander Glück
Wenn Münzen zu Bechern werden
Unscheinbare kleine Silberbecher für Schnaps – auf Auktionen erzielen sie teilweise sehr hohe Preise, und wenn man weiß, welches Geheimnis mit ihnen verbunden ist, dann versteht man diese Wertschätzung des Sammlermarkts sehr gut. Solche Becher wurden nämlich aus Münzen kalt umgeschmiedet, und zwar so kunstvoll, daß dabei das Muster vom Münzrand als Muster des Becherrands erhalten blieb. Die hohe Zeit dieser sogenannten Talerbecher (wurden Rubel umgeschmiedet, spricht man von Rubelbechern) war das 18. Jahrhundert. Damals war die Kunstfertigkeit der Gold- und Silberschmiede auf derart hohem Niveau, daß solche Becher sogar in Serie hergestellt werden konnten.
Schon damals genossen sie höchste Wertschätzung. Schade um die Münze? Keineswegs – aus einem massenhaft verfügbaren Allerweltsstück, Zustand weitgehend egal, wurde ein kunsthandwerkliches Spitzenprodukt, für das heute ohne weiteres mehrere tausend Euro über den Tisch gehen. Wertvoller kann ein Taler (oder Rubel) nicht werden. Wie sich leicht veranschaulichen läßt, erzählen viele dieser kleinen Becher auch noch spannende Geschichten wie beispielsweise die von der Schlacht von Zorndorf 1758, als preußische Truppen die russischen Soldaten in die Moräste scheuchten. Aus den von ihnen erbeuteten Rubeln fertigte man Rubelbecher mit flotten Reimen an.
Wenn Münzen zu Bechern werden…