Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 29)
Ungewöhnlich sind beim Kleingeld der Spätantike im Grunde genommen alle Stücke, bei denen das Herrscherportrait klar zu sehen ist. Abgebildet habe ich hier vor allem Stücke, die von den in den Standartwerken publizierten Exemplaren in Details abweichen. Ich hoffe, das veranlasst Sammler, solche Stücke genau anzuschauen. Theodosius I, wird „der Große“ genannt, weil er im Römerreich noch einmal für Ordnung gesorgt hat. Was er für ein Mensch war, ist schwer zu sagen. Die Portraits seiner Münzen geben uns keine eindeutige Auskunft.
Es gibt Münzportraits, die auf Grausamkeit und andere, die auf Freundlichkeit schließen lassen. Die Münze Abb. 1 ist wohl irregulär. Bei der drapierten und gepanzerten Büste mit Perldiadem fällt der enorme Unterkiefer auf. Auf dem Revers ist zu lesen [REPARA] – TIO – REI [PVB], der Kaiser in militärischer Uniform mit der Victoria auf der Linken, erhebt eine kniende Frau, deren Mauerkrone sie als Personifi kation des Staates kenntlich macht. Das Münzzeichen ist nicht auf dem Flan. Die Züge lassen an den Jähzorn denken, mit dem er das Volk von Thessalonica dafür bestrafte, dass dort bei Unruhen der Militärbefehlshaber von Illyricum und hohe Offi ziere erschlagen wurde. 7000 (oder 14000?) Menschen wurden im Circus von barbarischen Söldnern abgeschlachtet, – was Theodosius dann allerdings tief bereut haben soll. Die Münze aus Constantinopel (Abb. 2) zeigt dagegen feine Züge. Der noch junge Kaiser trägt Panzer, Helm (mit Perldiadem) und hält Speer und Schild. Legende: DN THEOD…